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Zeitungsmuseum Aachen

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Ein Sammler, 200.000 verschiedene Titel – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Medien erleben

Das Aachener Zeitungsmuseum blickte bereits auf eine sehr lange Tradition zurück,bevor es 2011 im Rahmen des Projektes ‚Route Charlemagne’ die neu konzipierte Ausstellung der Öffentlichkeit präsentierte. Oscar von Forckenbeck, stets von Fernweh getrieben, umreiste mehrmals den Globus und begründete 1884 die Zeitungswissenschaft, indem er Zeitungen aus aller Welt zu sammeln begann. 1885 gründete er das Zeitungsmuseum in Aachen, wo die Sammlungen nach historischen, biografischen und quellenbezogenen Gesichtspunkten sortiert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. Mit großem Erfolg eröffnete er 1886 die erste Ausstellung im Aachener Suermondt-Museum. Mit dem wachsenden Besucherinteresse wurde ihm seitens der Stadt Aachen das Foyer des Stadttheaters als Lesesaal zur Verfügung gestellt. Die Bevölkerung konnte dort aus mehr als 250 laufenden in- und ausländischen Zeitungstiteln das Passende auswählen. Nach Forckenbecks Tod im Jahre 1898 übergab die Witwe die auf mittlerweile 80.000 Exemplare angewachsene Sammlung der Stadt Aachen. Nach mehreren Umzügen eröffnete das Internationale Zeitungsmuseum 1962 an der Pontstraße 13.

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Die Wiedereröffnung 1962 erinnert an den Gründer Julius Reuter der gleichnamigen Nachrichtenagentur. Vor 100 Jahren wurde sie in einem Haus auf der Straße des Museums gegründet. Die Gründungsidee Reuters basierte auf einem fehlenden Glied im Telegrafennetz zwischen Aachen und Brüssel. Ein Bote per Pferd brauchte neun Stunden bis Brüssel. Reuter hatte die geniale Idee, Brieftauben zu mieten, denn die brauchten bis Brüssel gerade mal zwischen einer und anderthalb Stunden. Die schnellere Anlieferung der Informationen machten Reuter zu einem sehr reichen Mann und das Unternehmen zur größten Nachrichtenagentur der damaligen Zeit.

 

2011 hat das Zeitungsmuseum als „Medien-Station“ der Ausstellungsreihe ‚Route Charlemagne’ (Strecke Karl des Großen) neu eröffnet. Innerhalb der Ausstellung findet sich Material zu Karls Forderung nach der Etablierung einer einheitlichen und leicht lesbaren Schrift. Denn nur so konnten Bücher und Briefe tatsächlich zu Medien werden, die Nachrichten und Wissen in allen Teilen seines Reiches verbreiteten. Die von Karl eingeführte Einheitsschrift, die „karolingische Minuskelschrift“, prägt unsere Medien bis heute als Grundlage der Kleinbuchstaben.

 

zeitung2Das Erscheinungsbild des Hauses täuscht völlig über Größe und Komplexität des Museums hinweg. Neben der wahrscheinlich größten Sammlung von Internationalen Zeitungen, Erst- und Sonderausgaben der Welt (über 200.000 verschiedene Titel) im zweiten Stock wurden nach der Renovierung 2011 einige interessante und  interaktive Module in das Museum integriert. Per Knopfdruck werden zum Beispiel zeitungsgeschichtliche Aspekte im Filmformat an die Wand geworfen. Die Geschichte der Medienentwicklung allgemein ist seit 2011 das Thema des Zeitungsmuseums in Aachen. Historisch genau werden die Verbreitungstechnologien und die Auswirkungen beleuchtet, ob Internet, Radio oder Fernsehen. Die Elemente der Medienumsetzung wie Telegrafen, Telefon, Fotoapparat, Kamera, Film und Schreibmaschine sind ebenso in Szene gesetzt wie wissenschaftliche Aspekte bei der Entwicklung der Massenmedien und die Bedeutung dieser Medien für unsere Demokratie. Die Fragestellungen beziehen sich auf „Vom Ereignis zur Nachricht“ bis hin zu „Lüge und Wahrheit“. Die Besucher werden voll und ganz in die Attraktionen des Museums integriert. Wer hier und da einen Knopf drückt oder eine Schublade aufzieht, dem „entfaltet sich die Geschichte der Medien in dem sorgfältig ausgearbeiteten didaktischen Konzept“, so Andreas Düspohl, Direktor des Museums. Die  Ausstellungsbestandteile sind in vier Sprachen verfasst, Französisch, Englisch, Niederländisch und Deutsch.

 

Platz für die umfangreichen Ressorts der Medien wurde unter anderem dadurch geschaffen, dass die Originalzeitungen, teilweise 130 Jahre alt, nun in Schubladenelementen herausziehbar sind. Die atemberaubende Ausstellung, gekennzeichnet durch Internationalität und eine große Vielfalt, endet auf Wunsch in einer eiförmigen Filmkabine. Dort kann man in einer „ Chaoskammer “ Platz nehmen, wo sich der Betrachter in die allgegenwärtige Medienflut stürzt. Die didaktische Ausarbeitung unter Leitung von Andreas Düspohl mit der Agentur Inside, die  sich um die professionelle Medienumsetzung kümmerte, zeigt – nach Art eines Drehbuchs – die abwechslungsreichen dramaturgischen Möglichkeiten einer Ausstellung. Das Museum erreicht damit eine neue Dimension für die Erzählweise der vielschichtigen Geschichte der Medien.

Die Ausgabe EINS von Seconds in Köln/ Second Magazine (Sept. 2011) wurde als 200.001 Zeitung in das Archiv des internationalen Zeitungsmuseum aufgenommen.

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Museumstools:

In der Bibliothek stehen weit über 3.000 Bände Fachliteratur rund um das Thema Medien zur Verfügung. Der Zugang zur Bibliothek ist kostenlos. Bücher dürfen ausschließlich im Lesesaal der Bibliothek gelesen werden. Eine Entleihe ist nicht möglich. Auch die Bestände des Zeitungsarchivs können hier nach Anmeldung eingesehen werden. Besucher, die die Bibliothek nutzen wollen, ohne die Ausstellung zu besuchen, melden sich bitte vorher an. Das Museums Café – Mit etwa 30 Plätzen und täglich frischen Zeitungen ist das Newscafé ‘oronero’ im Internationalen Zeitungsmuseum ein Treffpunkt und Ort des Austausches nicht nur für Museumsbesucher.

 

Museumspädagogische Angebote:
(Kinder) – Auf der Suche nach Geheimnissen:
Termin auf Anfrage/ Gruppen 5-12 Jahre
(Jugendliche) – Von Gutenberg bis zur Medienzeitmaschine. Termin auf Anfrage/
Gruppe 12-16 Jahre

(Erwachsene) – Führungen
Wir stellen auf Wunsch und nach Interesse eine spannende Führung durch das Internationale Zeitungsmuseum zusammen. Die Gruppengröße sollte 20 Personen nicht überschreiten.

Öffentliche Führungen
Sonntag von 14 – 15 Uhr Führungen für Einzelbesucher durch die Dauerausstellung.
Kosten: Museumseintritt, die Führung ist kostenlos – eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Internationales Zeitungsmuseum
Pontstraße 13 – 52062 Aachen
Kontakt Gruppenführungen/ päd. Angebote:
Tel. 0241 432 4910
izm@mail.aachen.de

Öffnungszeiten:
Di – So 10 – 18 Uhr, Mo geschlossen
Eintritt: Erw. 5 €, erm. 3€,
nur Sonderausstellung 3 € (2 €)
Familienticket 10 €

Führungen für Einzelgäste
Sonntag 14.00 Uhr –
Kosten im Eintritt enthalten.

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