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Barbara, ich steh auf dir – Ein Stollen in Köln

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Von MONA BRIESE – Köln ist für viele Dinge bekannt. Das wissen Kölner sowie Nichtkölner. Doch Köln unterscheidet sich von seiner Umgebung besonders in nördlicher Himmelsrichtung durch eins: Die umfangreiche Geschichte des Bergbaus. Der Abbau von Steinkohle und Erz zeichnete das Ruhrgebiet seit jeher aus. Damit hoben sich Städte wie Dortmund, Essen und Duisburg von der Domstadt ab, hier war es anders. Doch wir stellen fest: Es gibt in Köln nichts, was es nichts gibt!

In der Grube Emma, die sich in Strunden zwischen der Gierather Straße, dem Penningsfelder Weg, dem Bensberger Marktweg und der Hasselstraße befindet, wurde laut Aufzeichnungen bis Mitte des 19. Jahrhunderts Raseneisenstein gefördert. Heute befindet sich die Grube auf Bergisch Gladbacher Stadtgebiet, kurz hinter Dellbrück im Wald. Ebenso zwischen Thielenbruch und Dellbrück in der Grube Franconia. Längst vergessen sind die Kumpel, die hier gearbeitet haben, Aufzeichnungen gibt es nach 1860 keine mehr. Erinnern im Ruhrgebiet ganze Straßen und Stadtteile an die vergangenen Zeiten der Kumpel, liegen die Gruben doch weit ab von der Kölner Stadtmitte. Kaum ein Bewohner der Stadtteile der Schäl Sick denkt wohl an Bergbau, wenn vom Heimatort erzählt wird.

Wer würde da schon einen Stollen inmitten Kölns vermuten? Da ist der Dom, da ist die Schildergasse, da sind die Altstadt und der Neumarkt, da sind Ehren- und Zülpicherstraße, da ist die Uni. Halt! Da ist die Uni. Und genau hier verbirgt sich ein wahres Wunderwerk.

Echter Kohlenstaub und Notschalter

Tagtäglich passieren hunderte von Studenten das Foyer der Aula der Uni, ohne zu ahnen, was sich unter ihren Füßen befindet. In den 1960er Jahren schaute vermutlich einer der Hausmeister der Universität hinter ein Regal und entdeckte dort die versteckte Tür, die während des Krieges in Vergessenheit geraten war und in einen 25 Meter langen Raum führte.

Franz Holl, ein Grafiker und Zeichner aus Essen, setzte hier 1932 einen lang gehegten Bergwerksplan um und erschuf in einem ungenutzten Raum im Keller der Universität den Barbarastollen. Und dieser steht den Originalen aus dem Ruhrgebiet besonders nach einer Renovierung 1995 in nichts nach. Ausgemusterte Werkzeuge, ein alter Aufzug, das echte funktionstüchtige Grubentelefon und eine Lore sind nur einige der Gegenstände, welche den Schaubergstollen so echt erscheinen lassen. Mithilfe von Teer wurde echter Kohlenstaub an den Backsteinwänden befestigt. So wirkt es hier so, als seien die Kumpel nur mal schnell Pause machen und säßen in der nächsten Ecke mit ihren blechernen Brotdosen und Thermoskannen und warteten auf die Klingel, die sie wieder an die Arbeit ruft. Sogar der Notschalter gibt ein ohrenbetäubendes Geräusch von sich. Damals wie heute wird der Schaubergstollen als Industriemuseum und von Mineralogie- und Geologie-Studenten als Schauraum genutzt. Er bildet einen Teil des Instituts für Arbeitsmedizin und unterliegt sogar dem Bergrecht. Somit liegt auch ein entsprechender Betriebsplan im Sinne einer bergbehördlichen Zustimmung vor. Nach einer Terminvereinbarung mit dem Institut für Arbeitsmedizin kann der Stollen besichtigt werden. Was Köln also so lange vom Ruhrgebiet unterschied, nimmt mit dem Wissen um den Stollen ein jähes Ende. Bergbau in Köln hat tatsächlich existiert und gerät mit dem Barbarastollen auch niemals in Vergessenheit. So können die Kölner Studenten nun stolz sagen: „Barbara, ich steh auf dir!“

Wer ihn unbedingt mal sehen möchte:
Barbarastollen – Universität Köln

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