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Ob prickelnd, medium oder still

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Natürliches Mineralwasser: Quelle gesunden Lebens oder Schluck für Schluck Gesundheit.

Ob prickelnd, medium oder still: Mineralwasser ist des Deutschen liebstes Erfrischungsgetränk – noch vor Bier. Trotz des kühlen Sommers 2012 tranken die Deutschen 136 Liter Mineral- und Heilwasser pro Kopf, wie der Verband Deutscher Mineralbrunnen ermittelte. Und die Tendenz ist steigend. Besonders hoch in der Gunst der Verbraucher steht nach wie vor Sprudel, Mineralwasser mit Kohlensäure. Aber auch das stille Mineralwasser ohne Kohlensäure verzeichnete mit einem Plus von 6,2 Prozent einen deutlichen Beliebtheitszuwachs. Schaut man genauer hin, ist Mineralwasser nicht nur der älteste Durstlöscher der Welt, sondern besitzt auch viele Vorteile: Es ist kalorienfrei, überall zu kaufen und kann auch gesundheitsfördernd wirken. Darüber hinaus kostet es zumeist wenig, vor allem, wenn man zu Mineralwasser vom Discounter greift.

Wichtigstes Lebensmittel

Wer zu Hause den Wasserhahn aufdreht, freut sich über frisches Leitungswasser, das aus sehr reinem Süßwasser mit einem Mindestgehalt an Mineralstoffen besteht. Das Trinkwasser ist unser wichtigstes Lebensmittel, weshalb es kontinuierlich und äußerst streng kontrolliert wird. Die Trinkwasserverordnung sieht vor, dass es weder gesundheitsgefährdend sein, noch Krankheitserreger enthalten darf. Deshalb kann es mit chemischen und physikalischen Methoden aufbereitet werden. Da wir unser Trinkwasser aus Oberflächenwasser wie Flüssen und Seen, sowie aus oberflächennahen Grundwasserbrunnen und -quellen gewinnen, gehört eine Aufbereitung meist zum Standard. Das kostbare Nass ist dann zwar ein sicheres Lebensmittel, aber kein Naturprodukt mehr. Denn Regenwasser, das nur oberflächlich durch Erdschichten ins Grundwasser und weiter in einen See sickert, wird dadurch nicht unbedingt gereinigt. Im Gegenteil: Es kann sich unterwegs mit verschiedenen Stoffen wie Düngemittel oder anderen schädlichen Verunreinigungen anreichern.
Greift der Verbraucher statt zu Leitungswasser zum klaren Durstlöscher aus der Flasche, erhält er meist ein Naturprodukt. Die mehr als 200 deutschen Mineralbrunnen gewinnen ihre Mineralwässer aus reinem Tiefenwasser: Niederschlagwasser sickert durch viele Gesteinsschichten ins tiefe Grundwasser, bis es auf eine undurchdringliche Schicht wie Ton stößt und als Quelle entdeckt wird. Bevor es als natürliches Mineralwasser in Flaschen gelangt, hat es einen reinigenden Sickervorgang meist über mehrere Hunderte Meter in die Tiefe hinter sich. „Es kann teilweise Jahrhunderte dauern, bis das Wasser an der Quelle ankommt. Dieser weite Weg garantiert die besondere Reinheit natürlichen Mineralwassers und die durchsickerten Schichten verleihen ihm seinen individuellen Geschmack von weich bis herb.“, weiß Maximilian Lein, Marketing Manager bei der Haaner Felsenquelle.

Wasser ist nicht gleich Wasser

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Steht man im Supermarkt vor dem Wasserregal, blickt der Verbraucher auf einen bunten Etikettenwald, denn deutsche Mineralwässer sind vielfältig: 500 deutsche Mineralwassermarken tummeln sich auf dem Markt. „Es gibt große Unterschiede zwischen Mineralwässern“, sagt der Fachmann der staatlich anerkannten Heilquelle. „Man unterscheidet daher auch verschiedene Wasserarten.“ Abhängig von der Wasserherkunft, dem Mineralstoffgehalt und der Art der Verarbeitung, teilt die Mineral- und Tafelwasserverordnung Wasser in natürliches Mineralwasser, Quell-, Heil- und Tafelwasser ein.

Doch was genau steckt in einer Wasserflasche mit dem Etikett ‚natürliches Mineralwasser‘ oder ‚Tafelwasser‘? Das ist in der Mineral- und Tafelwasserverordnung gesetzlich geregelt, wenn auch wenig bekannt. Denn je nachdem durch welche Gesteinsschichten sich das Regenwasser seinen Weg zur Quelle gesucht hat, hat es sich mit Mineralstoffen wie Magnesium, Natrium, Kalzium und mit Spurenelementen wie Fluorid oder Zink in unterschiedlicher Konzentration angereichert. Die prickelnde Kohlensäure im Sprudelwasser gehört oftmals auch dazu: Sie ist in vulkanisch aktiven Zonen entstanden und sorgt unter anderem für eine Konservierung des Mineralwassers in der Flasche. Mineralstoffe und Spurenelemente sind fast an allen Körperfunktionen beteiligt und für die Gesundheit wichtig. Da der Körper sie nicht selbst herstellen kann, müssen wir sie über Nahrung und Flüssigkeit aufnehmen.

Um einem Wasser das Etikett natürliches Mineralwasser zu verleihen, muss dieses gewisse Voraussetzungen erfüllen: Es muss aus unterirdischen und vor Verunreinigung geschützten Wasservorkommen stammen, direkt am Quellort in Flaschen gefüllt werden und gleichbleibend mineralisiert, sowie ursprünglich rein sein.

Letzteres heißt, dass seine ursprüngliche Zusammensetzung nur minimal verändert werden darf. Lediglich wenige Stoffe wie Kohlensäure oder Eisen, das mit Sauerstoff reagiert und Wasser unappetitlich braun färben würde, dürfen entzogen werden. Allein Kohlensäure kann dem Mineralwasser vor Abfüllung zugesetzt werden. „Jedes natürliche Mineralwasser in Deutschland ist amtlich anerkannt und muss dafür strenge Voraussetzungen erfüllen“, erklärt Lein. Es werde regelmäßig geprüft, um die Reinheit und den gleichbleibenden Mineralstoffgehalt zu gewährleisten.

Bei Mineralwässern, die mit der Bezeichnung ‚Quellwasser‘ in den Handel kommen, darf dagegen der Mineralstoffgehalt auch deutlich schwanken. Quellwasser unterliegt ansonsten den gleichen Voraussetzungen wie natürliches Mineralwasser, muss aber nicht amtlich anerkannt sein. Tafelwasser dagegen bezeichnet das einzige Wasser, das nicht aus einer natürlichen Tiefenwasserquelle stammen muss und daher kein Naturprodukt ist. Es wird aus verschiedenen Wassersorten wie Leitungswasser, Mineralwasser oder Meerwasser hergestellt und gegebenenfalls durch Zusetzen von Mineralstoffen verändert. Eine amtliche Anerkennung benötigt es nicht, muss aber den Anforderungen der Trinkwasserverordnung genügen. Im Prinzip stellen daher Verbraucher, die ihr Leitungswasser selbst aufsprudeln, Tafelwasser her.

Die Bezeichnung Mineralwasser bedeutet aber nicht unbedingt, dass der Käufer automatisch viele Mineralstoffe erhält. Deshalb lohnt ein Blick auf das Etikett: Wie viele und welche Mineralstoffe ein Mineralwasser enthält, muss dort angegeben sein. Während Mineralwasser noch bis zur einheitlichen EU-Anpassung 1980 mindestens 1.000 Milligramm Mineralstoffe pro Liter beinhalten musste, ist das nun nicht mehr geregelt. Laut Stiftung Warentest weisen viele Mineralwässer heute nur noch 500 Milligramm Mineralstoffe und weniger pro Liter auf. Ernährungsphysiologisch gesehen bieten solch geringe Mengen kaum oder keine Vorteile mehr.

Anders ist das bei Heilwasser, für das die strengsten Auflagen unter den Mineralwässern gelten. Es stammt ebenfalls aus vor Verunreinigung geschützten Tiefenwasserquellen. Jede Heilquelle verfügt über reichhaltige Mineralisierungen, die je nach Zusammensetzung salzig oder metallisch schmecken. Heilwässer gelten als Arzneimittel, weshalb sie allein vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte zugelassen werden dürfen. Kalzium, Magnesium sowie Zink und Fluorid entfalten ihre charakteristischen Wirkungen etwa vorbeugend zum Erhalt stabiler Knochen und Zähne oder lindernd und heilend bei Sodbrennen oder Verdauungsbeschwerden. Viele Heilwässer eignen sich zum täglichen Genuss und sind im gut sortieren Getränkefachhandel zu finden. Wer Heilwasser allerdings gezielt in einer Trinkkur anwenden möchte, sollte die Empfehlungen und Gegenanzeigen auf den Etiketten beachten und sich bei Bedarf mit Gesundheitsfachkräften abstimmen.


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