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Piet Klocke – Unser Mann im Mond

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Zum Themenjahr, Luft- und Raumfahrt der Wissenschaftsrunde Köln wollten wir unbedingt Kontakt mit außerirdischer Intelligenz aufnehmen. AREA 51 muss in Köln liegen, wir sprachen hierrüber mit Piet Klocke


Seconds: Wir wollten mit Piet Klocke als Mann im Mond sprechen.
MiM: Sehr gern. Ich mache seit Tagen Diät, nehme also ab, da passt es ganz gut.

Seconds: Sind Sie mit den Fragen, die wir vorbereitet haben, nicht einverstanden?
MiM: Im Gegenteil! Ich habe sie nur noch nicht gelesen!

Seconds: Das ist gar nicht schlimm. Der Mann im Mond sieht ja so vieles …
MiM: Absolut richtig! Und nach wie vor gilt meine These: „Raum und Zeit existieren seit geraumer Zeit.“

Seconds: Der Mann im Mond kann auf alles blicken …
MiM: Entschuldigung, wollten wir jetzt „du“ sagen?

Seconds: Ja, können wir gerne machen … Andrea. Andreas.
MiM: Mann im Mond, angenehm.

Seconds: Sie haben vor einigen Jahren einen Film gemacht als Mann im Mond …
MiM: Ja, mitgespielt. Ein Kurzfilm nach der wunderbaren Geschichte des Tomy Ungerer war’s, die Abschlussarbeit von Studenten der Filmhochschule München.

Seconds: Da waren Sie ja der zerstreute Professor …
MiM: Das bietet sich meist an. Durch mein professorales Äußeres und durch das, was ich auf der Bühne so mache.

Seconds: Und das Lebensprogramm, ist das auch der Professor?
MiM: Mein Lebensprogramm ist entspannter. Wäre ich im Leben wie auf der Bühne, Herz, Nerven und Lactosebereitschaft hätten nicht mitgespielt.

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Seconds: Wir haben mal recherchiert, woher der Begriff „Mann im Mond“ überhaupt kommt. Im 17. Jahrhundert kam er auf. Seitdem haben Eltern ihren kleinen Kindern gern vorgelogen, dass der Mann im Mond alles sieht. Er wurde dazu benutzt, dass die Kinder sich anständig benahmen, wenn die Eltern nicht dabei waren.

MiM: Religion arbeitet meist mit Angst und das äußerst erfolgreich! Früher hat man Hexen verbrannt, heute Schwarzgeld.

Seconds: Wie viele Menschen glauben denn an Sie, also an den Mann im Mond?
MiM: Sicher sehr viele. Das liegt an meinem Gesicht, das man zu erkennen glaubt. Außerdem: Entfernung gibt Spielraum für Träume. Was man nicht erkennt, glaubt man sich klar. Der Mensch kann es nicht ausstehen, dass alles nur halbgehangen ist.

Seconds: Der Mann im Mond kann auf alles blicken. Deshalb fragen wir Sie: Wie sieht es mit den Comedians in Deutschland aus?
MiM: Viele von denen könnte man auf den Mond schießen (lacht). Nein, alles kein Problem. Die Geschmäcker sind verschieden. Und das ist prima.

Seconds: Klasse oder Masse? Die Sternchen und Auszeichnungen gehen wie bei der Oscar-Verleihung immer an bekannte Helden. Wo muss man hingehen, um den Nachwuchs oder die Underdogs zu finden?
MiM: Na dahin, wo Underdogs und Anfänger auftreten! Oft ganz kleine Clubs oder Kneipen. Man nehme nur die wunderbare Poetry-Slam-Bewegung. Theresa Hahl zum Beispiel, welch ungemein poetische Qualität! Großartig! Wie überall ist natürlich auch in dieser Szene unglaublich viel Mist dabei. Man kommt nicht umhin auszuwählen. Viele machen es sich zu leicht. Sie sind Opfer derer, die Dinge und Abläufe falsch kommunizieren. Wer beispielsweise zwei- bis dreimal im Fernsehen zu sehen ist, wird nicht zwangsläufig reich und berühmt! Obwohl….

Seconds: Auf der Erde wird von Geologen, Physikern, Biologen und im Internet Ihre Existenz angezweifelt. Wie gehen Sie damit um?
MiM: Auf der einen Seite, meine Eitelkeit betreffend, nenne ich das „gelebte Unerzogenheit“, denn ich bin ja nun rein vom Alter her jemand, den man ehren und respektieren sollte. Auf der anderen Seite ist mir diese Sicht ganz lieb, weil ich dann auch mal meine Ruhe habe. Gerade an Tagen, wo hier oben düstere Nebelschwaden und das schlechte Wetter dicht vor meiner Mond-Nase auflaufen! Ich schätze diese Momente, mal nicht beachtet oder Opfer von Spekulationen oder der NASA zu sein.

Seconds: Fünf Milliarden Menschen glauben laut unserer Recherche nicht mehr an Sie. Der Rest glaubt, Sie ernähren sich von Cornflakes – welche Marke bevorzugen Sie?
MiM: Cornflakes? Was ist das? Eine Heavy- Metal-Band? Eine Sekte? Schnaps in Sprühflaschen?

Seconds: Würden Sie für Coca Cola und Jeans auf die Erde wechseln?
MiM: Von Cola bekomme ich Sodbrennen, Jeans sind mir zu erdig.

Seconds: Würden Sie gerne mal die Erde besuchen und dort wohnen?
MiM: Zu Besuch wäre ich schon gerne mal irgendwo, mal weg vom Mond, reisen, neue Planeten und fremde Galaxien entdecken, die nie ein Mann im Mond …, ja, das könnte auch die Erde sein.

Seconds: Stehen denn noch mehr Planeten zur Auswahl?
MiM: Unvorstellbar viele! Übrigens, wussten Sie, dass man sich einfach irgendwohin hindenken kann?

Seconds: Ach, so ’ne Art Beamen?
MiM: Ja, wie im Raumschiff Enterprise. Ob ich allerdings auf der Erde wohnen würde, bezweifle ich. Die Mieten sind doch da so hoch! Und einen Jugendherbergsausweis besitze ich noch nicht.

Seconds: Apropos Mieten: Seit Neuestem sind Sie ja ins Immobiliengeschäft eingestiegen. Die Makler hier auf der Erde verkaufen inzwischen Mondgrundstücke für 299 Euro je Hektar. Hat das wirklich rein wirtschaftliche Gründe?
MiM: Ich habe dieses verwegene Projekt unterstützt, weil ich es einfach schön fände, hier mal ab und zu mit Menschen in Kontakt zu kommen. Nur weiß ich natürlich auch um die Schwierigkeiten! Vor Kurzem wurde zum Beispiel in einer Zeitschrift eine junge Künstlerin vorgestellt, die offenbarte: „Ich arbeite nicht gern mit Menschen, da gibt’s immer nur Theater!“ So etwas lässt auch einen Mondmann ins Grübeln kommen. Dennoch wird es mit Sicherheit immer auch viele nette Menschen geben. Daran möchte ich nicht zweifeln. Ihr zum Beispiel habt diesen langen Weg zu mir auf euch genommen, selbst auf die Gefahr hin, dass der Treibstoff für den Heimflug nicht reicht!

Seconds: Wir haben auch extra One-Way-Tickets gebucht, denn wir wollen ja die Mondzeitung rausgeben.
MiM: Wenn ihr nicht mehr zurückwollt – diese 299-Euro-Wohnungen sind 160 qm2 groß, mit Terrasse und Saturnsicht. Da lässt sich am Preis sicher noch was deichseln. Ich sitze ja im Gremium. Mond-Lobbyist sozusagen (lacht). Und eure Mondzeitung ist hiermit ab sofort abonniert!

Seconds: Welchen Beruf haben Sie gelernt?
MiM: Ich bin Schreiner. Habe damals den Mond aus einem einzigen Stück Holz gefertigt, eine Laubsäge- und meine Meisterarbeit. Die Venus war übrigens eine Auftragsarbeit. Hat ein Steinmetz vom Mars einige Dekaden zuvor gefertigt. Gute Arbeit! Vor allem die Kurven!

Seconds: Haben Sie eigentlich einen Führerschein?
MiM: Nein, aber ich habe einen Fahrradhelm. Der muss einem eurer Astronauten gehört haben, der an irgendeiner Raumstation etwas im Außenbereich repariert und den wohl verloren hat. Hier landet ja eine ganze Menge eures Mülls!

Seconds: Also besteht auf dem Mond auch Fahrradhelmpflicht, vermute ich mal?
MiM: Absolut. Der Mond ist ja eine Scheibe, da kippt vieles schnell mal runter ins All. Die Fahrradwege allerdings werden hier stellenweise ähnlich wenig gepflegt wie auf Erden.

Seconds: Wie steht’s mit der Gastfreundschaft? Was haben Sie zu Armstrong gesagt, als er bei Ihnen gelandet ist? Hat er wirklich ein Paket Cornflakes abgeliefert oder haben Sie das auch nur im Fernsehen gesehen?
MiM: Armstrong ist hier niemals gelandet! Das war eine Ente. Sicher, er wollte damals zu uns, war aber derart stark gedopt, dass er nicht bremsen konnte und direkt weitergeflogen ist. Soviel ich weiß, versuchen heute noch verschiedene Pharmafirmen, ihn aufzuhalten. Durch Medikamente.

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Seconds: Auf der Erde gibt es die Redewendung, dass man jemanden zum Mond schießen möchte. Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, wer sollte Sie als Nächster besuchen dürfen?
MiM: Oh, da gäbe es einige, die ich gerne mal bei mir zum Kaffee hätte. Namen nenne ich aber jetzt keine. Dazu bin ich heute zu sehr in altersmilder Verfassung.

Seconds: Der Mann im Mond scheint ja sehr demokratisch zu sein …
MiM: Und royal! Das bekenne ich gern. Gäbe es das Amt des Königs der Welt, ich stünde zur Verfügung. Hätte auch Zeit.

Seconds: Hätten Sie eine Königin?
MiM: Na selbstverständlich! Beatrix, die holländische Königin.

Seconds: Sie hat doch abgedankt, oder?
MiM: Ebendrum, sie wäre jetzt frei.

Seconds: Warum gerade sie? Ausstrahlung, Charisma?
MiM: Sie war eine Königin wie aus dem Lehrbuch. Abstand zum Volk und gleichzeitig Nähe. Großartig! Das „beherrschen“ nicht viele. Schauen Sie sich doch bloß die aktuellen irdischen Politiker an. Gähnend stromlinienförmig und wie aus dem Werbeprospekt! Herr Kaiser von der Hamburg-Mannheimer, bitte übernehmen Sie!!

Ihr heißer Draht zum Mann im Mond:

/pietklocke.de/

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